Restauration eines Peugeot PY10

Wie ich zu meinem Peugeot PY10 kam…

Wir schrieben den zweiten Mai 2013^^ und ich war auf Zu Fuß auf dem Weg zum Netto. Ich traute meinen Augen nicht, als ich einen etwas dicklich wirkenden Jungen der so ca. 12 Jahre alt war auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah. Dieser Junge fuhr auf einem wunderschönen Peugeot Sportrad herum.

Ich rief laut über die Straße: “ Hey du, könntest du mal bitte eben warten ich möchte dich etwas fragen“.

Der Junge wartete auf mich und es fing gerade ein bisschen an zu regnen, womit ich nur die Skurile Stimmung beschreiben möchte. Ich fragte ihn direkt ob es sein Fahrrad ist weil er gerade so eben darauf fahren könne. Die Rahmen Größe war nämlich ca. 55 cm – 57 cm. Er sagte zu mir das es das Fahrrad von seinem Vater sei.  Ich bat den Jungen daraufhin, ob er seinen Vater fragen könne ob er es mir verkaufen würde. Gesagt getan und ich gab dem Jungen meine Telefonnummer. Am darauf folgenden Tag meldete sich tatsächlich der Vater bei mir und sagte das ich gerne vorbeikommen kann.

Ich lief zu Fuß ins ca. 3 Km entfernte Unna-Massen wo mich ein in etwa genauso großer Mann wie ich es bin (1,75 m) empfing. Für mich war zu dem Zeitpunkt klar, dass das Fahrrad von der Größe her passen müsste. (Ich habe es aber später zuhause nachgemessen und es hatte eine Sattelrohr Länge von  56 cm c-t ).



Der nette Mann hieß Peter war ca. ende vierzig, und wollte gerade erzählen wie er zu dem Fahrrad gekommen war. Plötzlich fing es auf einmal an stark zu regnen, ein Dauer-Platz-Regen um genau zu sein. Wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt in seiner Garage und er sagte zu mir, wenn du willst dann können wir ja solange warten bis der Regen aufgehört hat. Ich sah, dass er eine Palette mit 0,5L Krombacher Bierdosen auf dem Boden stehen hatte. Peter nahm direkt eine und hielt mir eine Bierdose vor die Nase. Man soll die Gastfreundlichkeit von anderen nicht ablehnen und deshalb machte es KLACK, Klöng und Gluck… ?

Peter war Polnischen Ursprungs und wir haben uns deshalb über meinen Nachnamen unterhalten. Er erklärte mir, dass mein Nachname mit der Endung ski aus Polen kommen müsste, aber erklärte auch, dass es eigentlich ein Russischer Name ist, welcher in Russland sehr verbreitet ist.


Na ja, aber ihr wollt ja etwas über das Thema Stahl Rennrad Restauration und das Peugeot PY10 lesen und nicht über den Ursprung meines Nachnamens…

Peter erzählte mir von dem PY10 und davon, dass er es irgendwann in den 80er Jahren von einem Bekannten gekauft hat. Der Bekannte verkaufte es Ihm damals für ein paar hundert DM weil er es eh nur selten benutzt hat. Peter hat sich dann einen Trainingsbügel als Lenker montiert und Schutzbleche damit man auch bei nasser Straße fahren kann.

Ich schaute mir das Rad genauer an und hatte mich im Vorfeld natürlich schon etwas über das mögliche und neue alte Velo informiert. Als ich den Reynolds Aufkleber mit der roten 531 sah wusste ich sofort, dass es ein Top Rahmen war. Die Anbauteile jedoch waren über die Jahre hinweg total zusammengewürfelt gewesen. Es war nur noch das Vorderrad mit der Sachs Maillard Nabe und der Mavic Felge original. Sowie der Stronglight Competition Steuersatz und das Tretlager von Stronglight.

Ich erklärte Peter wie viel Arbeit darin stecken würde um das Rennrad wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen und das man eigentlich nur noch die Lager und das Rahmenset gebrauchen kann. Peter sagte, dass er es gut finden würde wenn das Rad in gute Hände kommt und von jemanden wie mir noch genutzt wird. Wir wurden uns dann preislich einig und ich habe 80€ für das leicht angerostete Peugeot PY10 gezahlt. Auf den Bildern oben kann man den Zustand gut erkennen indem ich die alte Möhre erstanden habe.

Mein Plan war nur die oberste Lackschicht abzuschleifen und die Grundierung auf dem Rahmen zu lassen damit ich den neuen Lack auftragen kann und direkt eine Grundierung vorhanden ist. Also setzte ich mich mit 180er Schmirgelpapier in den Garten um den Rahmen abzuschleifen. Das Problem war jedoch, dass ich noch zu wenig Erfahrung hatte mit Lackieren, Grundieren etc. Ich kaufte Deko Spray in meiner Wunsch Farbe, einem 70er Jahre Orange. Die Farbe hielt jedoch nicht richtig an der Grundierung und ich fing damit an den Rahmen wieder abzubürsten. Für mich war das Projekt Peugeot PY10 im Sommer 2013 als gescheitert erklärt worden… Und so kam es, dass der Rahmen wie auf den Bildern unterhalb zu erkennen ist genau so bis zum Sommer 2017 in meinem Keller stand.

Ihr denkt jetzt bestimmt… Der Trottel Björn von NRW-Klassiker.de will mir nen Tipp geben wie ich ein altes Rennrad restauriere? What?!


Das Schöne am destruktiven Teil einer Restauration und dessen Bilder ist jedoch, dass man später schön sehen kann was aus einem über 30 Jahre alten Rennrad gemacht wird. Ich kann nur soviel verraten… Es wird ein sehr schickes Unikat werden 🙂


Ich habe den Rahmen als erstes sandgestrahlt um den Rost von der Wurzel aus zu bekämpfen. Danach habe ich den Rahmen mit einer speziellen Schutz-Grundierung dick bestrichen. Danach habe ich den Rahmen grundiert und immer akribisch darauf geachtet die jeweiligen Zeiten für die Trocknung der einzelnen Schritte einzuhalten. Ich habe dann den linken Anlötsockel für den vorderen Schalthebel abgesägt und bündig zum runden Rahmenrohr gefeilt. Danach habe ich alles bei geschliffen und den Bereich nochmal grundiert.

Ich habe mich dann gegen die originale Gabel des Peugeot PY10 entschieden und habe eine Alugabel montiert die ich noch verbauen wollte. Ihr werdet jetzt sagen: „AAAAAAAHHHH NEEEEEIIIIIINNNN“… Aaaaber das ist alles Teil meines Konzeptes für mein Peugeot PY10. Dadurch, dass der Gabelschaft nicht die richtige Länge hatte und ich keine Drehmaschine zu hause habe… Habe ich den unteren Teil des Gabelschaftes welcher den Gabelkonus des Steuersatzes hält per Hand zurecht gefeilt 😉

(Bitte nicht zuhause nachmachen!!!)

Damit mir das jemand überhaupt glaubt, dass ich eine Passung mit zehntel Millimeter Toleranzen an einer Rundung per Hand gefeilt habe, habe ich die Schritte Fotografiert. 🙂