Ich fange diesen Bericht nicht ohne Grund wie einen Liebesbrief^^ an mein Rickert Spezial von 1986 an…
Ich war 36 und mein Rickert Spezial war 25 und voneinander hatten wir noch nichts gewusst…
Es war Sommer als ich es 2011 strahlend ansah… Uuuuhuhh
Und zu einem guten alten Freund wieder Kontakt aufnahm, weil er durch Zufall die gleiche Leidenschaft wie ich hegte. Ich kannte Fabian aus meiner Sturm und Drang Zeit. Aus der Periode meines Lebens, in der ich noch aktiv in einer Band gesungen habe, und in einem recht grossem und tollen Freundeskreis wilde Zeiten durchlebt habe.
Ein lustiger Zufall wollte es wohl so, dass Fabian jetzt nicht mehr in Unna wohnte, sondern in genau dem Ort, in dem ich bis zu meinem zehnten Lebensjahr gewohnt habe. Ich bin in Dortmund Lanstrop aufgewachsen, und hatte damals in der Grundschule eine Klassenkameradin, welche damals im Haus Wenge einem Wahrzeichen von Dortmund Lanstrop gewohnt hatte. Fabian wohnte jetzt auch genau in diesem Haus Wenge in Dortmund Lanstrop.
Fabian hatte damals einige tolle Rickert Rennräder aus den 50er und 60er Jahren und zwei Rickert Rahmen, welche ihm ein Bisschen zu klein waren. Ich sah diesen glänzend blauen Rennrad Rahmen der ordentlich an der Wand hing, und wusste zwar zu diesem Zeitpunkt noch garnicht wer Hugo Rickert war, aber der Name war für mich eher nebensächlich. Ich fand diesen glänzenden Rahmen einfach magisch, und fragte ihn, ob er ihn mir verkaufen würde. Fabian hing sehr an diesem Rickert Rennrad Rahmen und wollte ihn deshalb nicht verkaufen. Er hatte ihn irgendwann nach dem Millenium von einem Mann gekauft, welcher den Rahmen 1986 von Hugo Rickert auf seine Körpergröße maßgefertigt bauen ließ. Der Erstbesitzer konnte den Rahmen jedoch nie fahren, und deshalb hing der Rahmen nun als Fabians Eigentum, ungefahren an seiner Wand. Fabian hat mir damals sogar den Kaufvertrag des Erstbesitzers von diesem wunderschönen Rickert Spezial gezeigt. Der Kaufpreis lag damals bei 1500 DM.
Es hört sich wahrscheinlich etwas bescheuert an, aber ich war total vernarrt in dieses Rickert Spezial. Ich fuhr öfters zu Fabian, und wir tauschten unseren Wissensstand über Rennräder aus, und Fabian brachte mir auf diesem Wege zum Beispiel bei, wie man Tretlager und Steuerkopflager an einem Rahmen ausbaut. Wir haben dann ein paar mal in meinem Keller geschraubt, weil er keinen Schraubstock hatte, und weil man in meinem damaligen Werkzeugkeller nicht aufpassen musste, dass man etwas dreckig macht. Ich fragte ihn immer wieder danach ob er es sich nicht noch einmal überlegen möchte, und mir das Rickert verkaufen würde. Letztendlich, und nach einigen Absagen, willigte Fabian ein… Er merkte wohl, dass ich die gleiche Leidenschaft zu Rennrädern von Hugo Rickert entwickelt hatte, wie er damals. Wir wurden uns dann auch preislich einig und so kam es, dass ich meinem ersten eigenen Stahl Rennrad Rahmen mein eigen nennen konnte. Ich holte den Rahmen im Februar 2012 bei ihm ab, und kaufte dazu noch einen Campagnolo Chorus Steuersatz von ihm, und eine Cinelli Lenker und Vorbau Kombi.
Aber alle anderen Anbauteile fehlten noch, und ich hatte zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich viel Ahnung von Rennrädern… was sich wieder einmal durch eine spontane Aktion ändern sollte. Also hielt ich Ausschau nach einem preiswertem Komplettrad welches ich nutzen könnte, um mit den Anbauteilen mein Traumrad aufzubauen. Ihr werdet es nicht glauben, aber ich habe ein komplettes Rennrad für 80€ bei Ebay Kleinanzeigen ergattert. 🙂
So kam es, dass ich total spontan mit Boris nach Recklinghausen gefahren bin, um ein komplettes Rennrad mit einer Campagnolo Avanti Schaltungsgruppe zu kaufen. Die Sattelrohrmuffe von dem Alu-Rennrad war gerissen, und deshalb war es wahrscheinlich so billig. Es war eine komplette Campagnolo Avanti Gruppe verbaut, Ich wusste natürlich nicht, dass diese Gruppe minderwertig war und es war mir auch egal, Hauptsache es war von Campagnolo und ließ sich mit den anderen Campagnolo Anbauteilen kombinieren.
Außerdem hatte das Rennrad Laufräder mit Sachs New Success Naben und Rigida DP18 Felgen. Ach ja, und einen Selle san Marco Rolls Sattel… Alles in einem dreckigen, ungepflegtem und recht gebrauchten Zustand… Aber so hatte ich wenigstens den Grundstock für ein Rennrad, und die Möglichkeit es aufzubauen. 🙂
Das Campagnolo Avanti Schaltwerk und die Kurbel gefielen mir aber garnicht, und deshalb mussten optisch passendere Anbauteile her…
Aus diesem Grund habe ich mir ein Campagnolo Chorus Schaltwerk aus den 80ern gekauft, und Fabian eine fast neuwertige Campagnolo Chorus Kurbel aus der gleichen Serie abgekauft. Dazu habe ich mir Continental Grand Prix 4000s gekauft, eine No-Name Sattelstütze und Look Pedale.
Ich kann zum Aufbau des Rickerts nur sagen…
Über 120 Arbeitsstunden, Schrauben, Schleifen, Polieren, Montieren!!! 😉
Ein Traum wurde für mich Wirklichkeit und mein erstes eigenes Rennrad stand nun da und ich war überglücklich 🙂
Für mich und meine damaligen Verhältnisse war dieses Rickert die perfekte Symbiose aus Arbeit Budget und Schönheit.